Die Kälte vor der Tür

Brief an die Leser

Sehr geehrte Leser,

draußen weht der Wind. Sturmwolken nähern sich uns an. Vor der Tür steht die Kälte, die bis in die Knochen eindringt. Wir sprerren uns in unseren Wohnungen ein und drängen uns um den Herd – eher die Zentralheizung – für die köstliche Wärme, die daraus strömt. Wir werden sesshaft, unsere Körper erwärmen sich aber das Hirn treibt sich in einen langweiligen Kreis herum. Es gibt keinen besseren Grund dazu, eine Kopie unserer neuesten Ausgabe zu lesen!
Denn die körperliche Wärme dient keineswegs unserer gedanklichen Tätigkeit – das Hirn erfriert, während wir uns vor der Kälte wehren, und die Einsamkeit schleicht herein, ohne dass wir es merken. Aber wir sind nicht alleine.
Ja, wir sind nicht allein – der Gedanke, der auf uns im Kopf lauert und uns anders sagt, ist ein bösartiger Lügner. Er will, dass wir gegen unseren Verstand handeln, dass wir uns in den schlafwandelnden Müßiggang verfallen. Die zerstörerische Energie unserer Natur regt sich in diesen kalten Tagen ohne Hindernis auf, gedeiht wie Bakterien in der Petrischale unseres Leibs.
Die Selbstachtung lässt uns aber nichts davon halten. Das brauchbare Medikament, das gegen die Bakterie der von der Kälte bedingten Faulheit wirkt, ist genau das, was ihr gerade auf diesem Blatt angefangen habt: das Lesen.
Die Wände können uns mit ihrer Enge drohen, möge das Himmel ihre erschütternde Wut auf uns werfen, aber wir geben es immer noch nicht auf. Die Sonne scheint mit voller Pracht in der herrlichen Welt der Literatur, sie huscht jede Kälte.
Reist mit uns aus dem Winter dieser Welt und in den ewigen Sommer der Worte! Er wartet auf euch mit offenen Armen.

 

mit allerliebsten Grüßen
eure Redaktion

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